Jana und Dietrich Roloff:
Zen in einer Schale Tee. Einführung in die japanische Teezeremonie
ISBN-13: 978-3778781548, Lotos Verlag, München 2003 Leider ist dieses Buch seit 2008 vergriffen.
Da eine Neuauflage nicht vorgesehen ist, stellen wir das Buch an dieser Stelle zum Download (PDF) bereit.
Am 26. Februar 2011 hat Ueda Sôkei, der 16. Großmeister der Ueda Sôko Ryû, in Hiroshima einen Vortrag über die geschichtliche Entwicklung des bukesadô 武家茶道 gehalten: des Teeweges, der vor etwa 400 Jahren in den Kreisen des Schwertadels entstanden ist und bis heute ungebrochen fortgeführt wird. Er bringt darin zur Geschichte des Teeweges ganz allgemein und insbesondere zum Teeweg des Hauses Ueda vieles zur Sprache, was im deutschsprachigen Raum bisher wenig bekannt gewesen ist. Ueda Sôkei bemüht sich, namentlich die Eigenart des Teeweges der Samurai darzulegen – in ihrem Zusammenhang mit dem von Murata Jukô, Takeno Jôô und Sen no Rikyû begründeten wabicha, den Neuerungen Furuta Oribes und mit besonderer Betonung des persönlichen Beitrags, den Ueda Sôko, der Begründer der Ueda-Teeschule in Hiroshima, geleistet hat.
Ein höchst informativer Text zur Geschichte des Teewegs: eine Doktorarbeit, eingereicht an der University of Hawai’i, 1995. Der Text trägt den in feiner Ironie formulierten Titel: "Furuta Oribe: Iconoclastic Guardian of Chanoyu Tradition": Oribe als der Bilder-stürmer und Bösewicht, der mit seinem Daimyôcha angeblich den geheiligten Wabicha eines Sen no Rikyu zerstört, aber in Wahrheit dessen Erbe so strikt weitergeführt hat, dass er eben dadurch bei den Tokugawa-Shôgunen in Ungnade gefallen ist.
Darüber hinaus erörtert die Verfasserin, Julia R. Nakano-Holmes, den Zusammenhang von Teezeremonie und Macht oder genauer den Einsatz der Teezeremonie als Instrument der Machtausübung in den Zeiten ihres fulminanten Aufstiegs unter Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und den Tokugawa-Shôgunen. Weitere Themen sind die Verteufelung Oribes durch die Sen-Schulen sowie das Aufkommen des Iemoto-Systems mit all seinen Auswüchsen, namentlich der Einführung des fukanzen sôden, der nicht vollständigen Übermittlung der Lehrinhalte einer Teeschule (Nakano-Holmes: incomplete transmission of teachings), die es einem Iemoto erlaubt, über einen Schüler auch dann noch Kontrolle auszuüben, wenn er in die vermeintliche Selbstständigkeit entlassen ist. Und schließlich wäre noch die Aneignung des Teewegs durch die Großindustriellen der Meiji-Zeit (und deren Nachfolger) zu erwähnen, die durch den Aufkauf der sog. Meibutsu, der als herausragend geltenden historischen Teegeräte, ihr gesellschaftliches Ansehen auf das Niveau des Ranges der untergegangenen Samurai-Klasse angehoben haben.
Die Arbeit kann man auf folgender Seite herunterladen (auf englisch): http://hdl.handle.net/10125/9891
Bücher zur Teezeremonie, die ihren Gegenstand glorifizieren, hat es bislang genug gegeben. Was jedoch bis vor ein, zwei Jahrzehnten gefehlt hat, sind Bücher, die sich kritisch mit ihr auseinandersetzen, sowohl mit ihrer Geschichte als auch mit ihrem Erscheinungsbild im gegenwärtigen Japan. Alle fünf Bücher, die hier Abhilfe schaffen, gehen entweder auf ein gründliches Studium der Quellen oder sogar auf persönliche Augenzeugenschaft zurück. Dass sie hier nur in ihrer englischsprachigen Originalausgabe angezeigt werden können, liegt an der prosaischen Tatsache, dass sich die Kosten für eine Übersetzung ins Deutsche für keinen einheimischen Verlag lohnen:
Herbert Plutschow
Reihe ‘Rediscovering’: Rikyu and the Beginnings of the Japanese Tea Ceremony
Global Oriental, 2003
ISBN 1-901903-35-4
Morgan Pitelka (ed.)
Japanese Tea Culture. Art, history and practice
Routledge, New York, 2003
ISBN 0-415-43827-6
Etsuko Kato,
The Tea Ceremony and Women’s Empowerment in Modern Japan. Bodies representing the past
Routledge, New York, 2004
ISBN 978-0-415-65218-6
Tim Cross
The Ideologies of Japanese Tea. Subjectivity, Transience and National Identity
Global Oriental, 2009
ISBN 978-1-905246-74-8
Kristin Surak
Making Tea, Making Japan. Cultural nationalism in practice
Stanford University Press, Stanford, 2013
ISBN 978-0-8047-7867-1
Alle fünf Bücher stellen auch für deutsche Leser einen Gewinn dar, insofern sie uns Anlass bieten, unsere eigene Situation in Sachen Teezeremonie neu einzuschätzen. Besonders ans Herz zu legen ist dabei das Buch der Soziologin Kristin Surak, die aufgrund ihrer zehnjährigen Feldforschung ein authentisches Bild der Teezeremonie in Japan zu vermitteln vermag, mit überraschenden und teils auch befremdlichen Details.